2011/1 - Albert Frey

Gerechtigkeit

Gerechtigkeit
Obwohl das Wort „Gerechtigkeit“ eine große Rolle in der Bibel spielt, kommt es in unseren Liedern nicht so häufig vor. Aber mich bewegt es und ich habe das Gefühl, dass wir mehr davon reden und singen sollten.

Manche denken dabei vielleicht an Politik: Mindestlohn, Schuldenerlass, Nachhaltigkeit. Andere an die Mitmenschen: gerechte Verteilung, Einsatz für Benachteiligte. Wieder andere an den eigenen Charakter, an Integrität, Authentizität.

Die Bibel zeichnet ein umfassendes Bild von Recht. Die Frage nach Gerechtigkeit stellt sich auf allen Ebenen, vom Streit im Kinderzimmer bis zum Klimawandel. Wenn wir ehrlich sind, merken wir schnell, dass nicht nur die anderen ungerecht sind, sondern oft auch wir selbst. Jesus sagt in der Bergpredigt, dass unsere Gerechtigkeit weit größer sein muss als die der Pharisäer und Schrift­gelehrten. Nicht nur: „wie du mir, so ich dir“ – sondern teilen, geben ohne Gegenleistung. Eine gewaltige Botschaft, die die Welt verändert, aber auch ein zu schwerer Rucksack, wenn wir ihn allein tragen wollen. Jesus selbst hat seine Bergpredigt als erster erfüllt – er hat alles gegeben, bis zum Tod am Kreuz.

Wir können nur aus Gnade gerecht werden, durch das, was er für uns getan hat. Aber dann gilt es, ihm nachzufolgen und für Gerechtigkeit einzutreten. Das fängt mit dem Blick für Ungerechtigkeit in der eigenen Familie und Nachbarschaft an. Vielleicht spüren wir auch, dass es gut wäre, noch mehr von unserem Reichtum abzugeben, zum Beispiel in Form einer Kinderpatenschaft bei Compassion. Vielleicht bekommen wir auch Mut, uns in Politik und Gesellschaft einzumischen.

All das tun wir nicht, um uns die Rechtfertigung und den Himmel zu verdienen, sondern aus Begeisterung für Gott und sein gerechtes Reich.

Dabei werden wir auch an unsere Grenzen stoßen. Wir können nicht allen helfen und wir werden auch selbst immer wieder ungerecht handeln. Dann kommen wir demütig zu Jesus und lassen uns von ihm trösten, vergeben, neu ausrichten.