Christus-Treff-Lobpreisleiter Guido Baltes im Interview

Anbetung und Weltblick

Anbetung und Weltblick
Anbetungslieder mit Weltblick
Was geschieht, wenn ein im Orient aktives Missionswerk, eine junge Gemeinde aus Marburg und eine Handvoll kreativer Musiker sich zusammen auf den Weg machen? Ein Album wie „Himmel. Erde. Welt.“ entsteht. Elf Songs, die die Anliegen von Lobpreis und Anbetung, Weltmission und Weltverantwortung zusammenbringen.

Guido Baltes, Lobpreisleiter des Christus-Treffs Marburg, erzählt im Interview was ihm dieses Album bedeutet.

Wie entstand die CD „Himmel. Erde. Welt.“? Wer ist daran beteiligt?

Die beiden Themen „Anbetung“ und „Welt“ interessieren mich persönlich schon sehr lange und haben auch meine Biographie entscheidend geprägt. Ich habe immer wieder in verschiedenen internationalen Kontexten Anbetung geleitet und erlebt. Dabei habe ich aber oft beobachtet: Menschen, die sich viel mit der Welt „da draußen“ beschäftigen, sind oft sehr arbeitsam und finden deshalb wenig Zeit für den Blick „nach oben“, also für Anbetung und intensive Gottesbegegnung. Und andersherum geht in unseren Anbetungszeiten der Blick zwar oft „nach oben“, aber mir fehlte dabei ganz oft die Perspektive für die Welt um uns herum. Aus dieser Erfahrung ist in mir immer mehr der Wunsch gewachsen, diese beiden Blickrichtungen miteinander ins Gespräch zu bringen. Als die „Evangeliumsgemeinschaft Mittlerer Osten“ (EMO), mit der wir als Christus-Treff seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten, dann mit der Idee für dieses musikalische Projekt auf mich zukam, war ich sofort dabei. Zusammen haben wir an einem Konzept für ein „Gebetskonzert“ gestrickt, das Anbetung und Gebet für die Welt miteinander verbindet. Und hauptsächlich für diese Veranstaltungsreihe entstanden dann auch die Songs von dieser CD.

„Hier kommen zwei Fäden zusammen, die mein Leben schon lange prägen: Anbetung und Weltblick. Gottes Herz für diese Welt und die Herzen dieser Welt für Gott.“ Guido Baltes



Warum heißt das Album „Himmel. Erde. Welt.“? Gibt es eine Entstehungsgeschichte zu diesem Titel?

Das Bild der Begegnung zwischen Himmel und Erde ist für mich ein sehr starkes Bild für das, was in der Anbetung passiert. Es gibt ja auch eine Menge großartiger Lieder, die dieses Motiv aufgreifen: Wir strecken uns aus nach dem Himmel, und gleichzeitig wirkt die Realität des Himmels hinein in unsere irdische Welt. Jesus hat diese Bewegung schon im „Vaterunser“-Gebet ausgedrückt.  Wenn wir aber über die „Erde“ reden, dann ist damit eben nicht nur unsere kleine, persönliche Welt gemeint. Und auch nicht nur die Welt unserer christlichen Gemeinde. Sondern die ganze Welt, die ja Gott gehört. Deshalb kann die Begegnung zwischen Himmel und Erde nicht ohne Auswirkungen für die Welt um uns herum bleiben. Und auch diese Auswirkungen gehen in beide Richtungen: Gottes Gegenwart wirkt hinein bis in die letzten Winkel dieser Erde. Und gleichzeitig kommen Menschen von allen Enden der Erde, um in der Anbetung Gott zu begegnen. Bildlich stelle ich mir das so vor: Wo in der Anbetung eine „vertikale“ Begegnung zwischen Himmel und Erde stattfindet, da entsteht eine Dynamik, die sich auch „horizontal“ auswirkt und die Welt um uns herum verändert und zu Gott hinzieht. So sollte es jedenfalls sein. Und es ist schade, dass diese Welt-Dimension heute bei vielen Christen verlorengeht. 

Was war euch bei der Verknüpfung der Themen Mission und Anbetung wichtig?

Unser Leitgedanke bei dem Projekt war, dass Anbetung und Mission nicht nur zusammengehören, sondern sich eigentlich gegenseitig definieren: „Die Einladung zur Anbetung ist Gottes große Mission in dieser Welt. Und Mission ist die Einladung der ganzen Welt zur Anbetung des großen Gottes.“  Wir haben versucht, in den verschiedenen Songs unterschiedliche Aspekte dieses Themas aufzugreifen: So geht es einerseits um Gottes weltweite Einladung, aber auch um den Dank dafür, dass Gott schon längst in der ganzen Welt aktiv ist. Es geht um die Vielfalt und Buntheit der weltweiten Gemeinde, aber auch um die Not und Armut, die es an so vielen Orten der Welt gibt. Wir wollten von unserer Verantwortung für die Welt singen, ohne aber dabei den moralischen Zeigefinger zu heben. Deswegen sind die Lieder Gebete, in denen wir Gott darum bitten, unser eigenes Herz und unser Handeln zu verändern. Und nicht Appelle an andere, sich zu bessern. Wir haben aber ganz bewusst auch Lieder mit hineingenommen, die unsere eigenen Ängste und Unsicherheiten im Blick auf das Missionsthema aufgreifen. Viele junge Leute schrecken heute zurück, wenn Mission mit einem christlichen „Heldentum“ verwechselt wird oder wenn sie überheblich oder besserwisserisch daherkommt. Wir wollten Mission daher von der Größe Gottes her verstehen: Aus der Anbetung und aus dem Staunen entsteht der Wunsch, Gottes Wesen in der Welt bekannt zu machen. Und das eben nicht nur durch Worte oder Lieder, sondern auch durch Taten und durch den weltweiten Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung.

Was ist die zentrale Botschaft der CD?

Der Blick auf Gott und der Blick für die Welt gehören zusammen. Was in der christlichen Welt heute leider oft voneinander getrennt wird und manchmal sogar nur in verschiedenen „Lagern“ praktiziert wird, gehört zusammen: Anbetung und Lobpreis, Weltmission und Weltverantwortung.

Was macht „Himmel. Erde. Welt.“ so einzigartig?

Natürlich ist es in erster Linie das Thema, über das ich jetzt schon viel gesagt habe. Für mich persönlich ist es aber auch die Art und Weise, wie das Album entstanden ist, was es für mich einzigartig macht. Ich liebe es, in Projekten zu arbeiten, die Menschen aus verschiedenen Ecken und Welten zusammenbringen. Das war schon bei den „Gebetskonzerten“ so, die wir 1996 und 2002 für die Christival-Kongresse entworfen haben. Dadurch wurden seinerzeit viele traditionelle Grenzen zwischen Pietisten und Charismatikern, zwischen Jungen und Alten, zwischen Katholiken und Evangelischen überschritten. Weil das gemeinsame Gebet und die Begeisterung für Gott uns zusammengebracht hat. Und auch bei diesem Projekt hier kommen wieder viele verschiedene Fäden zusammen: Ein Missionswerk, eine Gemeinde, eine Musikerkommune, Songwriter aus verschiedenen Bands und verschiedenen Teilen des Landes. Und dann die verschiedenen „Lager“, die es unter Christen gibt: Die Missionsbewegten, die Anbetungsbegeisterten, die Gerechtigkeitssucher und noch mehr als diese. Dass solche unnötigen Klischees überwunden werden und wir gemeinsam für Gott und für die Welt vor Gott und vor der Welt stehen, das fasziniert mich besonders an diesem Projekt.



„Himmel. Erde. Welt.“ ist als CD und Download-Album erhältlich. Hier können Sie in alle Lieder reinhören. 

Foto (c) Guido Baltes