Durch Krisen stark werden

Wir versagen und scheitern alle. Manche offensichtlicher als andere. Priska Lachmann schreibt darüber, wie man mit Misserfolgen umgehen kann und was man vom Scheitern lernen kann. Wir haben ihr dazu ein paar Fragen gestellt.

Liebe Priska, scheitern ist ja zunächst ein eher unangenehmes Thema – manchmal peinlich, oft schmerzhaft. Warum findest du es wichtig, dass mehr darüber gesprochen wird?  

In unserer erfolgsorientierten Gesellschaft ist scheitern tatsächlich sehr schambehaftet. Wir verbergen gern unsere Schattenseiten vor den Augen anderer, und gleichzeitig haben viele oft eine beinahe voyeuristische Ader und freuen sich, wenn bei Menschen, oft berühmten Persönlichkeiten, diese dunklen Seiten aufgedeckt werden und wir merken: Dieser Mensch ist gar nicht so toll, wie er aussieht. Scheitern gehört aber zu unserem Leben genauso wie alle Höhen und alle glücklichen Zeiten des Lebens. Wenn wir anfangen, darüber zu sprechen, uns verletzbar zu machen, schafft das eine große Nähe und Verbundenheit und erlaubt unseren Zuhörern, sich ebenfalls zu öffnen. 

Worin liegt der Segen, der Mehrwert? 

Wir lernen durch eigene Fehler und auch durch Fehler anderer. Rückblickend würde ich sagen, dass die Momente des Scheiterns in meinem Leben gleichzeitig der größte Auslöser für Wachstum waren. 

Inwiefern spielt der Glaube im Scheitern eine tröstende Rolle? 

Ich für mich kann sagen, dass der Glaube mein größter Halt war in den Tiefpunkten meines Lebens. Das ich jemanden anklagen, anschreien, anweinen kann und dabei spüre, dass ich gehalten, getröstet und nicht alleine bin, ist ein großer Schatz. Ich finde in meinem Glauben eine tiefe Sinnhaftigkeit und das allein macht mich schon glücklich. Uns ist nicht versprochen, dass wir immer glücklich, reich und gesund durchs Leben gehen und sterben werden. Aber wir finden in Gott jemanden, der uns nicht allein durch die Herausforderungen unseres Lebens gehen lässt. 

Was würdest du heute, im Rückblick, der jüngeren Priska mitgeben wollen, die noch den ein oder anderen „Scheitermoment“ vor sich hat? 

Ich hatte oft Angst, die Kontrolle in meinem Leben zu verlieren, hatte eine große Intoleranz gegenüber Unsicherheiten, weil ich nicht wusste, ob ich den Schwierigkeiten im Leben gewachsen sein würde. Doch ich weiß jetzt, dass ich alle Ressourcen und ausreichend Resilienz in mir trage, damit ich alles schaffen und bewältigen kann. Und wenn meine Kraft am Ende ist, auch schon vorher, kann ich Gottes Kraft anzapfen. 

Welche Erkenntnis, die du heute hast, wäre damals für dich womöglich hilfreich gewesen? 

„Du darfst dich zeigen, wie du bist, und wirst genauso geliebt. Du musst dich nicht verstellen, dich nicht verbiegen. Wenn du dich traust, du selbst zu sein, wirst du nichts als Liebe ernten von den Menschen, die dir wirklich wichtig sind. Und das ist ein unbegreiflich schönes Gefühl.“ 

Der Untertitel lautet ja: „Warum wir durch Krisen richtig stark werden“ Wenn du es in einem Satz auf den Punkt bringen müsstest: Warum werden wir durch Krisen richtig stark? Was kann dabei ein Schlüssel sein? 

Unser Selbstvertrauen wächst durch das sperrige Wort Selbstwirksamkeit. Diese bekommen wir, wenn wir über uns hinauswachsen, wie man so schön sagt. Wenn wir also Dinge tun (müssen), die unsere Komfortzone sprengen. Das ist in ungewollten Zeiten der Krise ja oft der Fall. In den allermeisten Fällen wachsen wir an Krisen. Wir brauchen dabei oft Unterstützung und Hilfe, aber auch dieses Fragen um Hilfe lässt uns wachsen. Wir spüren: Auch das kann ich schaffen!

Vielen Dank für das Gespräch!

© 2023 Gerth Medien

 

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