Was kann ein Mensch alles aushalten? Maria Fischer hat tiefste Tiefen erlebt. Es ist ein Wunder, dass sie heute noch am Leben ist. Zu oft geriet sie an die falschen Männer und zahlte einen hohen Preis dafür. Doch am tiefsten Punkt kam die Wende … Über ihr Leben hat sie ein Buch geschrieben. Diese drastische Geschichte einer beeindruckenden Frau zeigt: Heilung und Neubeginn sind möglich.
Liebe Maria, was ist deine früheste Kindheitserinnerung?
Ich wuchs sehr behütet in einem schönen Haus im Schwarzwald auf. Wir hatten einen großen Garten und viele Tiere. Es fühlte sich fast so an wie im Paradies. Und ich war – nach drei Brüdern – Papas kleine Prinzessin, der er jeden Wunsch von den Augen ablas. Eine meiner frühesten Kindheitserinnerung ist, dass ich als kleines Mädchen das Fahrrad meines älteren Bruders halten durfte. Stolz habe ich dabei die Handschuhe und die Sportbrille von meinem Vater getragen und davon geträumt, wie es sich anfühlen muss, groß zu sein und selbst Rad fahren zu können. Ich fühlte mich wie eine Rennfahrerin ... Meinem Papa konnte ich voll und ganz vertrauen, er war meine wichtigste Bezugsperson. Doch leider starb er viel zu früh – und das nur neun Monate nach meiner Mutter, die ebenfalls in noch jungen Jahren einer Krankheit erlag. So kam es, dass ich mit 15 Jahren Vollweise war. Und ich begann zu rebellieren. Gegen alles. Und gegen Gott, der das zugelassen hatte.
Wie konnte es passieren, dass du in der Prostitution gelandet bist?
Mit meiner ersten großen Liebe, dachte ich, endlich einen Weg in die Freiheit gefunden zu haben, nachdem ich nach dem Tod meiner Eltern zunächst in einem strengen katholischen Internat untergebracht war und dann bei meinen Großeltern lebte, die mich kontrollierten und einengten. Statt in der Freiheit landete ich jedoch mehrfach im Krankenhaus, da mein Freund mich misshandelte. Ich suchte Liebe und Anerkennung, aber geriet immer wieder an die falschen Männer. Aber plötzlich kam da jemand, der mir den Himmel auf Erden versprach. Er las mir jeden Wunsch von den Augen ab und lud mich zu einem Trip nach Amsterdam ein, da er sah, dass ich mal eine Auszeit brauchte. Doch nach zwei Wochen nahm er mir plötzlich meinen Pass ab, stopfte mich mit Drogen voll – und setzte mich unter schlimmsten Drohungen in ein Schaufenster, um meinen Körper zu verkaufen. Es war die Hölle für mich ...
Was bist du da rausgekommen bist?
Ich wollte meinem Leben ein Ende setzen. Mehrfach. Ich konnte einfach nicht mehr. Aber ich hörte von einem Ehepaar, das ein Nagelstudio eröffnet hatte und besonders freundlich sein sollte. Gute Nägel konnte ich für meinen „Job“ immer gebrauchen, also ging ich hin – und die beiden erzählten mir von Jesus. Und sie liebten mich. Ohne Vorurteile. Ich konnte es anfangs nicht verstehen, aber irgendwann hat Gott den Kampf um mein Leben gewonnen und mir die Kraft gegeben, auszusteigen. Und letztendlich hat auch mein damaliger Mann, der Zuhälter, zu Jesus gefunden. Was für ein Wunder!
Was ist dir heute das Wichtigste im Leben?
Mein Leben ist Jesus und Sterben ein Gewinn. Das ist das Wichtigste. Jeden Morgen frage ich Jesus, welche Aufgabe er heute für mich hat. Mal ist es nur, ins Café zu gehen. Dort treffe ich dann immer Leute, die ein aufmunterndes Wort brauchen. Die Zuneigung brauchen oder einfach ein offenes Ohr. Und ich lebe, um meine Geschichte mit Gott zu erzählen. Mit meinem Buch möchte ich Menschen, die in ähnlichen Situationen stecken, zum Nachdenken bringen und sie wissen lassen: Man kommt da raus, wenn man will. Weil Gott größer ist!
Marias Geschichte geht noch viel tiefer. Sie führte sie nach Brasilien – und wieder zurück nach Deutschland. Nun lebt sie in Hamburg und liebt es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Mehr von ihr in der Biografie Weil Liebe unbezahlbar ist und im Podcast Der Flügelverleih.
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